Remote-Arbeit: So überzeugst du dein Unternehmen

Folge diesen 9 Schritten, um auch bei den skeptischsten Unternehmen eine ortsungebundene Arbeitsregelung durchzusetzen

Immer mehr Unternehmen bieten ihren Mitarbeitenden die Möglichkeit an, ortsungebunden zu arbeiten. Gehört dein Unternehmen nicht zu diesen Unternehmen, zweifelst du vielleicht daran, dass es sich lohnt, nachzufragen.

Im Jahr 2019 sind solche Zweifel allerdings unbegründet.

Laut einer Studie der International Workplace Group aus dem Jahr 2018 arbeiten heute mehr als zwei Drittel der Arbeitskräfte weltweit mindestens einen Tag pro Woche ortsungebunden. Gleichzeitig arbeiten 50 Prozent mindestens die Hälfte der Woche außerhalb des Büros.

Obwohl Remote-Arbeit immer beliebter wird, liegt es aber oft in der Hand der Mitarbeitenden, sich dafür einzusetzen. Dem Future Workforce Report von Upwork zufolge gaben im Jahr 2018 63 Prozent der Arbeitgebenden an, dass sie über Arbeitskräfte verfügen, die ortsungebunden arbeiten. Der Mehrheit dieser Unternehmen fehle allerdings eine offizielle Richtlinie zu ortsungebundenem Arbeiten.

Ob du letztendlich selbst die Freiheit genießen kannst, von zu Hause zu arbeiten, hängt davon ab, wie du danach fragst. Die folgenden Schritte sollen dabei helfen, selbst das skeptischste Management davon zu überzeugen, dich außerhalb des Büros arbeiten zu lassen:

Von zu Hause zu arbeiten ist nur ein Vorteil von Remote-Arbeit. Lies in unserem Online-Handbuch Die Zukunft des Arbeitens: Eine Anleitung zur Remote-Arbeit, wie es mit Technologie möglich ist, optimale ortsungebundene Arbeitsbedingungen zu schaffen.

1. Untersuche dein Branchen- und Unternehmensumfeld

Wenn du Verhandlungen über Remote-Arbeit führen möchtest, ist es wichtig, gut vorbereitet zu sein. Dazu gehört auch, zu verstehen, welchen Platz Remote-Arbeit in deiner Branche und deinem Unternehmen einnimmt. Schau auf Internetseiten wie FlexJobs nach, wie üblich es in deinem Tätigkeitsbereich ist, ortsungebunden zu arbeiten. (Du wirst womöglich über einige der wichtigsten Tätigkeitsbereiche, in denen flexible Arbeitsbedingungen üblich sind, überrascht sein. Darunter fallen nämlich Medizin, Gesundheit, Support, Ausbildung und Weiterbildung.)

Recherchiere, ob die konkurrierenden Unternehmen der Organisation, bei der du arbeitest, Regelungen zur Remote-Arbeit anbieten. Möchte deine Geschäftsleitung nämlich vermeiden, gute Mitarbeitende an andere Unternehmen zu verlieren, muss sie ähnliche Vorteile anbieten.

Erkundige dich außerdem, ob es in deinem Unternehmen Teams oder Abteilungen gibt, die bereits Regelungen für Remote-Arbeit haben. Möglicherweise gibt es in deinem Unternehmen sogar eine Richtlinie zur Remote-Arbeit, von der du noch nichts weißt.

„Wenn es irgendwo anders [in deinem Unternehmen] bereits in Anspruch genommen wird, finde heraus, ob es gut funktioniert, warum es eingeführt wurde und welche Einwände es vorab gab“, so Pilar Orti, Direktorin des Beratungsunternehmens Virtual Not Distant. Ihr Unternehmen hilft Organisationen dabei, auf einen Ansatz umzusteigen, bei dem Präsenzarbeit im Büro optional ist.

Mit unterstützenden Informationen kannst du der Leitungsperson zeigen, das ortsungebundenes Arbeiten häufiger vorkommt, als ihr vielleicht bewusst ist. Außerdem kannst du konkrete Beispiele anführen, um darzustellen, dass eine solche Regelung in ähnlichen Kontexten bereits funktioniert hat.

2. Weise auf die Vorteile für dein Unternehmen hin

Nimm eine Liste der Vorteile einer ortsungebundenen Arbeitsregelung für das Unternehmen mit in die Verhandlungen. Zu den Vorteilen könnten potenzielle Kosteneinsparungen, eine höhere Arbeitsmoral und eine erhöhte Produktivität gehören. Du musst der Leitungsperson die Sicherheit geben, dass diese Regelung für alle gut ist, nicht nur für dich.

Brie Reynolds, leitende Spezialistin für Karriere bei FlexJobs, hat folgende Fragen aufgestellt. Verwende sie, um konkrete Beispiele dafür zu finden, wie deine Arbeit durch eine flexible Regelung verbessert werden kann:

  • Wie würdest du deine Arbeit besser machen?
  • Wärst du in gewisser Weise produktiver? Wenn ja, warum?
  • Würdest du dich besser konzentrieren können? Und wärst du in der Lage, dich Projekten ablenkungsfrei zu widmen?
  • Wäre es dir möglich, Arbeitszeiten zu wählen, die deinem Unternehmen eher entgegenkommen?
  • Wenn du nicht mehr pendeln müsstest, könntest du dann früher mit deinem Arbeitstag beginnen?

Es gibt keinen Grund, zu verheimlichen, dass ortsungebundenes Arbeiten für dich persönlich von Vorteil ist. Zum Beispiel wird auf diese Weise dein Arbeitsweg kürzer und du kannst deine Zeit freier gestalten. Achte nur darauf, dass du in Bezug auf die Vorteile auch die Perspektive der Geschäftsleitung berücksichtigst.

Wenn du in einem Umfeld arbeitest, in dem Homeoffice nicht üblich oder sogar verpönt ist, wirst du die Leitung des Unternehmens wahrscheinlich aufklären müssen. Da könnten in deinem Fall ein paar wichtige Fakten darüber helfen, wie Arbeitgebende von einer Homeoffice-Lösung profitieren. Doch wenn die Leitungsperson kein übermäßiges Interesse an Detailfragen hat, solltest du sie am besten nicht mit zu vielen Statistiken langweilen.

Hier sind trotzdem einige der überzeugendsten Statistiken, die deine Argumente für Remote-Arbeit bekräftigen können:

  • Laut einer Studie der International Workplace Group aus dem Jahr 2018 arbeiten 70 Prozent der Beschäftigten weltweit mindestens einen Tag pro Woche ortsungebunden – mehr als 50 Prozent mindestens die Hälfte der Woche und 11 Prozent mehr als fünfmal pro Woche. Das Fazit: Arbeitgebende müssen diesem Trend gerecht werden, um für Talente und Fachkräfte attraktiv zu bleiben.
  • Call-Center-Mitarbeitende eines chinesischen Reiseportals, die von zu Hause aus arbeiteten, tätigten 13,5 Prozent mehr Anrufe, konnten die Kündigungsquote um die Hälfte geringer halten und berichteten über deutlich mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz als ihre Kolleg*innen im Büro, so eine Studie aus StanfordDas Fazit: Wenn Remote-Arbeit richtig angegangen wird, hilft sie Arbeitgebenden, Talente an das Unternehmen zu binden. Gleichzeitig kann Remote-Arbeit die Produktivität steigern – was für alle Beteiligten ein Gewinn ist.
  • Laut einer Umfrage des Unternehmens 15Five, das die gleichnamige Plattform für Mitarbeitendenführung betreibt, kommunizieren ortsungebundene Beschäftigte genauso gut wie Mitarbeitende vor Ort, wenn nicht besser. Das Fazit: Remote-Arbeit ist weit davon entfernt, ein Kommunikationshindernis zu sein. Ortsungebundenes Arbeiten kann tatsächlich bessere Kommunikationswege schaffen. Mit besser durchdachten Systemen und Tools ist es möglich, regelmäßig nach dem Stand der Dinge zu sehen und sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist.

3. Erstelle einen klaren und konkreten Plan für Remote-Arbeit

Erstelle nach deiner Recherche ein einfaches Dokument, in dem du genau beschreibst, wie deine Regelung für Remote-Arbeit funktionieren könnte. Dieses sollte einen Zeitplan für die Tage enthalten, an denen du ortsungebunden arbeiten möchtest. Füge außerdem eine Zusammenfassung darüber hinzu, wie du kommunizieren und deine Ergebnisse protokollieren möchtest.

„Du solltest über eventuelle Kommunikationsbarrieren nachdenken. Überlege dir, wie du mit deinem Team kommunizieren wirst, und finde heraus, ob dir bereits Kommunikations-Tools zur Verfügung stehen“, erklärt Reynolds.

Unter Umständen kannst du die digitalen Tools für Remote-Kommunikation und Projektmanagement selbst vorschlagen. (Diese Tools könnten sogar dein ganzes Team dazu anregen, effektiver zu kommunizieren und Projekte erfolgreicher zu verwalten.)

Letztendlich sollte es dein Ziel sein, die potenziellen Herausforderungen des Homeoffice aus der Perspektive der Leitung zu betrachten. Deshalb musst du deutlich machen, dass die Leitung bei jeglichem zusätzlichen Verwaltungsaufwand, den die Vereinbarung erfordern würde, entlastet wird. Der Arbeitsplan sollte auch versichern, dass du genauso gut – wenn nicht besser – arbeiten wirst, wenn du nicht im Büro bist. Mach es der Leitungsperson so einfach wie möglich, ja zu sagen.

„Verdeutliche, dass du dich voll und ganz der Arbeit widmest. Heb hervor, dass es für alle Beteiligten von Vorteil wäre, auswärts zu arbeiten. Sorge für angemessene Erwartungen und erziele messbare, klare Ergebnisse“, meint Carrie-Anne Murphy und fügt hinzu: „Zeig deine Freude darüber aber nicht zu sehr, obwohl es eigentlich großartig ist.“ Auf diese Weise hat Murphy es geschafft, als Einkäuferin für ein Küchenzubehörgeschäft in New York, eine Vereinbarung für Remote-Arbeit auszuhandeln.

Dinge, die du in deinen Plan für Remote-Arbeit aufnehmen solltest:

  • Eine zusammenfassende Erklärung, die die Vorteile für das Unternehmen hervorhebt. Füge eine Erklärung bei, in der du deinen Vorschlag zur Remote-Arbeit zusammenfasst. Vergiss dabei nicht, dazulegen, warum du eine solche Arbeitsregelung beantragst. Zum Beispiel: „Ich möchte jeden Dienstag und Freitag im Homeoffice arbeiten. Auf diese Weise kann ich ablenkungsfrei an meinen Schreib- und Redaktionsaufgaben arbeiten und zu Hause sein, wenn meine Kinder von der Schule kommen. Nachstehend finden Sie die Einzelheiten meines Zeitplanvorschlags. Dieser stellt sicher, dass ich mit der Arbeitsregelung meine Arbeitsanforderungen erfülle und sogar übertreffe.“
  • Ein Zeitplanvorschlag für Remote-Arbeit. Beschreibe genau, wie dein Zeitplanvorschlag für Remote-Arbeit aussieht. Vielleicht möchtest du vorschlagen, den Arbeitstag früher zu beginnen, später Feierabend zu machen oder eine andere Änderung gegenüber deinem normalen Zeitplan vorzunehmen. Egal, wofür du dich entscheidest, schreibe auch dazu, wie dein Zeitplan für Remote-Arbeit es dir ermöglicht, bei Bedarf verfügbar zu sein. Gib an, ob du zu den regulären Besprechungen im Büro anwesend sein wirst. Falls du nicht vor Ort sein wirst, beschreibe, wie du daran teilnehmen möchtest. (Du kannst der Leitung auch anbieten, dass du ihr deinen Arbeitsplan als Kalender freigibst. Dies kann besonders zu Beginn des Umstiegs auf Remote-Arbeit sinnvoll sein.) Wenn Remote-Arbeit für dein Unternehmen Neuland ist, kannst du auch eine Probezeit oder einen moderaten Zeitplan, z. B. ein oder zwei Tage pro Woche, vorschlagen. Dies erleichtert den Einstieg.
  • Deine zentralen Aufgaben und Verantwortungsbereiche und wie du dich um sie ortsungebunden kümmern wirst. Liste jede einzelne Funktion auf, die du derzeit ausübst, und gib an, wie gut – oder wie viel besser – du jede deiner Aufgaben auswärts erfüllen wirst.
  • Wie du mit deinem Team kommunizieren wirst. Gib hier Folgendes an: Deine Telefonnummer, unter der du im Notfall am besten erreichbar bist; die Tageszeiten, zu denen du deine E-Mails überprüfst; und wie du an Tagen, an denen Besprechungen stattfinden und du auswärts arbeitest, an den Besprechungen teilnehmen wirst. Falls dein Team nicht bereits über eine Kommunikationslösung für Remote-Arbeit verfügt, kannst du selbst ein Kommunikationstool für dezentrale Teams vorschlagen, um in Kontakt zu bleiben.
  • Woran die Unternehmensleitung und Teammitglieder deine Arbeitsleistung erkennen können. Beschreibe, wie deine Leistung bewertet werden kann, während du von zu Hause arbeitest. Wahrscheinlich wirst du dich an die Messwerte halten wollen, die dein Team derzeit verwendet, aber möglicherweise musst du deine Ergebnisse regelmäßiger mitteilen, wenn du auswärts arbeitest. Je nach Arbeitsweise deines Teams könnte dies bedeuten, dass du in einem wöchentlichen Rhythmus eine E-Mail mit einem Update dessen verschickst, was du im Laufe der Woche alles erledigt hast. Du kannst aber auch eine Projektmanagement-Software wie Todoist verwenden, um Projekte in Aufgaben mit Fälligkeitsterminen aufzuschlüsseln. Oder du nutzt deine wöchentlichen Meetings mit der Leitung, um deine Arbeitsergebnisse zu besprechen. (Ideen dazu findest du in der Umfrage von Remote.co. Im Rahmen dieser Umfrage wurden dezentrale Unternehmen danach befragt, wie sie den Output ihrer Mitarbeitenden messen. Die aufgeführte Liste gibt auch Aufschluss über die hohe Anzahl der Unternehmen, die Vereinbarungen zur Remote-Arbeit treffen.)
  • Dein Homeoffice. Beschreibe den Standort und die Gestaltung deines Homeoffice, einschließlich der Ausstattung, die du bereits hast (Laptop, Wifi). Erläutere auch, wie du eine Umgebung schaffen wirst, die ausreichend Privatsphäre und Ruhe fördert, um ungestörte Arbeitsabläufe zu gewährleisten.
  • Dein Bedarf an Equipment und Sicherheit. Liste den Bedarf an technischer Ausstattung auf, z. B. Hard- oder Software. Gib zu verstehen, dass du dir der Sicherheitsrisiken von Remote-Arbeit bewusst bist, indem du vorschlägst, VPN-Clients, verschlüsselte Chat-Systeme und, falls erforderlich, Datenverschlüsselungssoftware zu verwenden. Vielleicht hat es Sinn, mit der IT-Abteilung deiner Organisation zu sprechen, um herauszufinden, welche Sicherheitsinstrumente verfügbar sind. (Einige Unternehmen bevorzugen es, einen unternehmenseigenen Arbeitslaptop zur Verfügung zu stellen, um sicherzugehen, dass ordnungsgemäße Sicherheitsmaßnahmen befolgt werden. Nichtsdestotrotz hast du so zumindest im Vorfeld deutlich gemacht, dass du Datenschutz- und Sicherheitsbedenken ernst nimmst.)

Wenn du möchtest, kannst du diese wunderbare Antragsvorlage für Remote-Arbeit von Escape Series herunterladen und als Grundlage verwenden.

4. Achte bei deiner Anfrage auf das Timing

Es versteht sich von selbst, dass deine Anfrage, ortsunabhängig zu arbeiten, nur dann erfolgreich sein wird, wenn die Leitungsperson dir bereits vertraut und deine Arbeit schätzt. Aber in jedem Fall kann es hilfreich sein, deine Anfrage direkt zu stellen, nachdem du ein großes Projekt erfolgreich abgeschlossen hast – oder wenn die Unternehmensleitung von deiner Arbeit besonders beeindruckt ist.

Leg den Grundstein schon Wochen oder sogar Monate vorher, indem du proaktiv ein System zur Messung und regelmäßigen Kommunikation deiner Fortschritte einrichtest. Wenn es dann an der Zeit ist, deinen Antrag auf Remote-Arbeit zu stellen, kennt die Leitung bereits deinen Wert als Teammitglied und verfügt über ein bewährtes System zur Beurteilung deiner Leistung.

5. Stell deine Anfrage persönlich, nicht per E-Mail

Stell deine Anfrage nicht zwischen Tür und Angel oder gar in einer E-Mail. Wenn du mit der Leitung sowieso regelmäßig in Kontakt stehst und Zeit hast, stell dein Vorhaben zur Diskussion. Wenn nicht, bitte um ein Meeting. Um eine sofortige Ablehnung zu vermeiden, erwähne vorher nicht, dass du die Möglichkeit des Homeoffice besprechen möchtest. Reynolds rät stattdessen dazu, anzugeben, dass man die eigenen Arbeitsaufgaben und die eigene Arbeitsweise besprechen möchte.

Die Art des Meetings sollte die Beziehung widerspiegeln, die du zur Leitungsperson hast. Wenn ihr euch beide nahe steht, kann das Gespräch lockerer verlaufen, als wenn ihr eine rein berufliche Beziehung habt.

Eine entsprechende E-Mail zur Gesprächseinladung kann in etwa so aussehen. Sie sollte aber an den Umgangston zwischen dir und der Leitung angepasst werden:

Guten Tag [Anrede und Name der Leitungsperson],

gern würde ich ein Meeting mit Ihnen vereinbaren, um einige Ideen zu besprechen, die ich habe, um mein Arbeitsumfeld zu verbessern und es so zu gestalten, dass es für die Ausübung meiner beruflichen Verantwortlichkeiten förderlicher ist.

Ich schlage Ihnen folgende Termine innerhalb der kommenden zwei Wochen vor: [Daten und Uhrzeiten einfügen]. Ich freue mich auf ein ausführliches Gespräch mit Ihnen.

Beste Grüße

[Dein Name]

6. Geh vorbereitet in das Meeting

Sorge mit deinen Recherchen und Vorbereitungsmaßnahmen dafür, dass du ausreichend vorbereitet bist. So wird es einfacher sein, das Gespräch mit der Leitungsperson zu steuern. Beginne damit, auf möglichst hohem Niveau über deinen Wunsch, ortsungebunden zu arbeiten, zu sprechen. Erwähne dabei die Vorteile für das Unternehmen. Mach außerdem deutlich, dass Homeoffice sowohl für den Ort, an dem du arbeitest, als auch für deine Branche üblich ist.

Geh kurz auf Projekte ein, an denen du in letzter Zeit gearbeitet hast und bei denen du deine Zeit und Aufgaben effektiv und proaktiv managen konntest. Diese konkreten Beispiele sollen beweisen, dass du Verantwortung übernehmen und unabhängig arbeiten kannst.

Stell dann deine Anfrage und sei dabei so konkret wie möglich.

„Egal, ob du an einem Tag in der Woche von zu Hause aus arbeiten möchtest, oder an fünf Tagen in der Woche – du solltest dafür sorgen, dass du weißt, was du dir im Idealfall wünschst“, meint Reynolds.

Auch wenn du vielleicht nicht genau das bekommst, was du willst, hilft es, von dieser Position aus zu starten.

Gib deinen schriftlichen Antrag nicht sofort an die Leitungsperson weiter. Wende stattdessen das an, was der Verhandlungsexperte Ramit Sethi „Die Aktenkoffer-Technik“ nennt. So geht’s:

Wenn die Leitung Bedenken äußert („Wie kann ich sicher sein, dass Sie arbeiten werden?“, „Brauchen wir dann nicht viel extra Equipment?” etc.), sag zum Beispiel Folgendes:

„Gut, dass Sie die Einzelheiten ansprechen. Ich habe mich eingehend damit befasst, wie andere Unternehmen erfolgreiche Vereinbarungen für ortsungebundenes Arbeiten umgesetzt haben.“ [Nimm dann dein Antragsdokument heraus; der Aktenkoffer ist selbstverständlich optional.]

„Ich habe einen Planentwurf ausgearbeitet, der diese Bedenken berücksichtigt. [Beginne damit, die Leitungsperson Abschnitt für Abschnitt durch deinen Plan zu führen.] Der Planentwurf skizziert meinen vorgeschlagenen Zeitplan für Remote-Arbeit; wann und wie ich verfügbar sein werde; die Einrichtung meines Heimbüros; die Sicherheitsmaßnahmen, die ich zum Schutz der Firmendaten ergreifen werde; wie wir zusammenarbeiten können, um Fortschritte nachzuvollziehen; und wie oft wir in Kontakt stehen werden, damit wir sicherstellen können, dass die Vereinbarung für alle funktioniert.“

Die Aktenkoffer-Technik macht es für die Leitungsperson schwieriger, nein zu sagen. Denn du kannst zeigen, dass du bereits Lösungen für alle potenziellen Herausforderungen angedacht und vorgelegt hast.

Halte zusätzlich zu deinem Plan für Remote-Arbeit Antworten auf alle Einwände parat, die die Leitungsperson eventuell haben könnte:

Antworten auf typische Einwände

Einwand: Ich fühle mich noch nicht in der Lage, eine Richtlinie zur Remote-Arbeit zu entwickeln.

Antwort: Ich kann Ihre Bedenken verstehen. Wir können eine Probezeit vereinbaren, damit Sie sehen können, ob diese Regelung funktioniert, bevor Sie sich richtig festlegen.

Einwand: Ich kann verstehen, dass es manche Jobs gibt, die ortsungebunden erledigt werden können. Ich kann mir aber nicht vorstellen, wie dies mit Ihrem Job funktionieren könnte.

Antwort: Viele Jobs und Branchen, bei denen man es nicht glauben würde, gehören zu den am schnellsten wachsenden Bereichen für Remote-Arbeit. Schauen Sie sich hierzu die Bereiche Bildung (z. B. Nachhilfe im Internet) und Gesundheitsversorgung (z. B. ärztliche Besuche in Internet) an. In meinem Plan für Remote-Arbeit habe ich jede meiner Tätigkeitsbereiche aufgeschrieben. Dabei habe ich genau beschrieben, wie ich diese auswärts erledigen werde. Ich bin zuversichtlich, dass ich alles, was mein Job erfordert, auf gleichem oder sogar höherem Niveau außerhalb des Büros erledigen kann. Aber natürlich sollten wir zunächst eine Probezeit einplanen, um sicherzustellen, dass es für uns beide funktioniert. Ich bin immer offen, Dinge entsprechend unseren Lernerfahrungen zu ändern.

Einwand: Woher weiß ich, dass Sie arbeiten?

Antwort: In meinem Vorschlag für Remote-Arbeit lege ich einige Ideen dar, wie ich Sie von Woche zu Woche über meine Fortschritte auf dem Laufenden halten kann. Sie bekommen auch einen Entwurf meines Zeitplans von mir, damit Sie wissen, wann ich verfügbar bin. Wir können auch gern gemeinsam die bevorzugten Kommunikationswege festlegen. Ich schlage vor, dass wir in einem wöchentlichen Rhythmus miteinander kommunizieren. Dann können wir genau besprechen, was ich erreicht habe und wo ich auf Hindernisse gestoßen bin.

Einwand: Was ist, wenn Sie gebraucht werden und nicht erreichbar sind?

Antwort: In meinem Antrag habe angegeben, zu welchen Stunden ich arbeiten und zu welchen Tageszeiten ich meine E-Mails abrufen werde. Außerdem habe ich auf ein digitales Kommunikationstool hingewiesen, das wir als Team nutzen können, um in Kontakt zu bleiben. In dringenden Fällen bin ich während meiner Arbeitszeiten immer telefonisch erreichbar.

Einwand: Wenn ich Ihnen erlaube, auswärts zu arbeiten, muss ich das allen erlauben.

Antwort: Vielleicht stellt sich heraus, dasss diese Regelung sowohl für mich als auch für das Unternehmen vorteilhaft ist. Dann könnte es etwas sein, das Sie in größerem Umfang als Vorteilspunkt anbieten können. Dadurch könnte Ihr Unternehmen für potenzielle hochqualifizierte Mitarbeitende attraktiver werden. Außerdem könnte dies dazu beitragen, dass Ihre Mitarbeitenden noch glücklicher und produktiver werden. Selbstverständlich sollte es auch bei Unternehmen mit besonders etablierten Flexibilitätsrichtlinien im Ermessen der Leitungspersonen liegen, Anfragen zu bewerten und im Einzelfall zu entscheiden, ob jemand ortsunabhängig arbeiten sollte.

7. Rechne mit einigen Unannehmlichkeiten, aber lass dich nicht davon abschrecken

Obwohl Remote-Arbeit immer beliebter wird, stehen viele Unternehmen ortsungebundenem Arbeiten noch immer skeptisch gegenüber. Es ist nicht auszuschließen, dass deine Vorgesetzten Vorbehalte haben. Und vielleicht sind die anderen Leute in deinem Team sogar ein wenig missgünstig.

„Manchmal weiß die Person, die du um mehr Flexibilität bittest, selbst nicht, wie sie mit einer solchen Flexibilität zurechtkommen würde“, betont Orti.

Positioniere dich als vorkämpfende Person, die den anderen im Unternehmen helfen könnte, und nicht als Person mit einer beneidenswerten Ausnahmestellung.

Lass dich auf jeden Fall nicht von unangenehmen Situationen abschrecken. Verhandlungen sind unangenehm, Veränderungen sind unangenehm. Aber eine flexible Arbeitsregelung ist es wert.

8. Bau während deiner Probezeit sofortiges Vertrauen auf

Du konntest die Unternehmensleitung also davon überzeugen, dass du im Rahmen einer Probezeit von zu Hause aus arbeiten kannst. Du bist der Freiheit nun einen Schritt näher gekommen. Trotzdem ist es wichtig, dass du in der Anfangszeit der Remote-Arbeit Vertrauen zur Leitungsperson aufbaust. Wenn du in einem Unternehmen tätig bist, das keine Erfahrung mit Homeoffice-Mitarbeitenden hat, fungierst du automatisch als Vorbild. Mach mit diesen Tipps die ersten Monate der Remote-Arbeit zu einem Erfolg:

  • Pflege eine intensive Kommunikation: Vor allem am Anfang solltest du dich unbedingt bemühen, alles offen zu kommunizieren. Anya C. Gonzales Marketing Associate und Remote-Mitarbeiterin bei Jhana, erklärt auf Glassdoor: „Ich muss intensiv kommunizieren – über meinen Zeitplan, meine Pläne, meine Entwicklungsziele. Ich muss über eine hohe Kompetenz in Planungsangelegenheiten verfügen. Für jedes beliebige Projekt muss ich mir überlegen, was ich von der Leitung brauche, und sie im Voraus darum bitten.“ Anregungen zur Kommunikation mit deinen Vorgesetzten findest du in diesem Leitfaden: Wie du deinen Beitrag bei der Arbeit unter Beweis stellen kannst.
  • Sei sichtbar: Leute, die ortsungebunden arbeiten, nennen das Gefühl, vergessen zu werden, als eine der größten Herausforderungen. Um dies auszugleichen, solltest du an den Tagen, an denen du vor Ort bist, Meetings und andere persönliche Besprechungen einplanen. Wenn du vorhast, komplett auswärts zu arbeiten, führe lieber Videogespräche als zu telefonieren.
  • Interpretiere bei E-Mails und anderen Online-Nachrichten nicht zu viel hinein: Einer der schwierigsten Punkte bei der Arbeit aus der Ferne ist die Tatsache, dass es in der virtuellen Kommunikation allgemein mehr Mehrdeutigkeit gibt als in der persönlichen Kommunikation. So kann es durchaus vorkommen, dass eine langsame Antwort auf eine E-Mail oder eine knappe Sofortnachricht fehlinterpretiert wird und negativer als beabsichtigt erscheint. Vielleicht hast du manchmal trotzdem das Gefühl, dass es Schwierigkeiten gibt. Oder du weißt nicht, wo du stehst. In diesen Fällen solltest du ein Gespräch mit der Leitung anstoßen oder proaktiv nach Feedback suchen.
  • Sei flexibel: Es ist wahrscheinlich, dass es zu Beginn deiner Arbeit im Homeoffice einige Probleme geben wird. Es kann zum Beispiel sein, dass einige der Tools und Methoden, die du ursprünglich vorgeschlagen hattest, doch nicht funktionieren. Wenn du merkst, dass die Software zur Planung von Meetings ihren Zweck nicht optimal erfüllt, sei offen für Lösungen. Überlege, ob du nicht auf eine andere Software umsteigen möchtest. Wenn du ein bestimmtes Meeting im Büro nicht ständig verpassen möchtest, strukturiere deine Arbeitswoche ruhig um. Es ist okay, doch an anderen Tagen auswärts arbeiten zu wollen.
  • Sei offen dafür, wegbereitende Arbeit zu leisten: Wenn du in einem Büro arbeitest, für das Remote-Arbeit untypisch ist, musst du in bestimmten Bereichen sicherlich wegbereitende Arbeit leisten, z. B. musst du eventuell neue Datenschutzinstrumente oder Kommunikationssoftware nutzen. In diesem Fall kannst du der Leitung zeigen, dass die Tatsache, dass du auswärts arbeitest, ein wertvolles Gut ist. Denn das restliche Team bekommt so Zugang zu neuen Tools.

9. Stell dich bei einer Absage darauf ein, einen anderen Weg einzuschlagen

Wenn du nach all der Energie, die du in die Recherche von ortsungebundenen Arbeitsregelungen und in das Zusammenstellen der Argumente für eine solche Regelung gesteckt hast, immer noch eine Absage erhältst, ist es vielleicht an der Zeit, dich auf einen ortsungebundenen Job zu bewerben.

„Kann das Unternehmen diese Bedürfnisse nicht erfüllen, gibt es vermutlich noch etwas anderes, das dich an diesem Unternehmen stört. Vielleicht ist die Arbeitskultur nicht die Richtige für dich“, so Orti.

Jeden Tag tauchen mehr ortsungebundene Beschäftigungsmöglichkeiten auf. Es gibt also keinen Grund, warum du kein Unternehmen finden solltest, das besser zu dir passt.

Es stehen immer mehr Angebote zur Verfügung, um flexible Jobs zu finden, z. B. auf Flexjobs, Remote OK oder Remote Tech Jobs. Schau dir auch die Liste von Remote.co an – dort sind Unternehmen aufgeführt, die hauptsächlich dezentral aufgebaut sind. Artikel wie dieser ausführliche Leitfaden geben dir zudem mehr Informationen darüber, wie du einen Remote-Job finden kannst. (Das dezentrale Team hier bei Doist hat auch oft freie Stellen.)


Erzähl uns im Kommentarbereich von deinen Erfahrungen bei der Aushandlung einer ortsungebundenen Arbeitsregelung mit deinem Unternehmen. Viel Glück!

(Übersetzung: Alexandra Wiese)